Donnerstag, 5. Juni 2014

Briefe an einen Toten #2

Freitag, 27. September 2013

Hallo mein Liebster,
Heute habe ich mir endlich frei nehmen können... Gestern haben sie mich nur ungern früher von Arbeit gehen lassen, aber sie haben immerhin versucht, nachzuvollziehen, wie es mir damit geht, dass mein Mann seit mehr als 2 Tagen bewusstlos ist. Jedoch sollte die schlimmste Folter heute erst noch kommen. Gestern war ich den ganzen Nachmittag bei dir, aber immer noch gibt es bei dir keine Zeichen von Erholung. Als ich heute Morgen im Krankenhaus ankam hatte man endlich eine gute Nachricht für mich. Du warst für drei Minuten aufgewacht, aber du hattest dich sehr verwirrt gezeigt und dich geweigert zu begreifen, wo du dich befandest. Ich hatte die Hoffnung, dass du mich erkennen und mir glauben würdest, was passiert ist. Aber es sollte ganz anders kommen. Ich kam in deinem Zimmer an und du warst wieder weggetreten. Ich saß stundenlang an deinem Bett und hielt deine Hand. Am späten Nachmittag zuckten deine Augenlider und deine Hand verkrampfte sich in meiner. Endlich nach 3 Tagen sah ich wieder in deine Augen und konnte dich anlächeln!
Aber ich sah in deinen Augen nur Verwirrung. Du wusstest nicht wer ich war. Du hattest keine Ahnung, wer du selbst warst. Ich versuchte dich zu beruhigen, doch du begannst panisch zu werden. Als ein Arzt ins Zimmer gestürmt kam, begannst du zu kollabieren und ich musste den Raum verlassen. Man ordnete eine Operation an. Die Panik und deine Versuche, dich zu bewegen, hatten dir schwere Schäden zugefügt.
Vollkommen perplex und todunglücklich musste ich nach Hause fahren. Ohne dich.
Ich vermisse dich!
                                                                                         In Liebe

                                                                                                        A.